Alternative Geburtsmethoden – Es muss nicht immer die Klinik sein
Kinder auf die Welt zu bringen gilt als die natürlichste Sache der Welt, um die in früherer Zeit nicht viel Aufhebens gemacht wurde. Damals kannten schwangere Frauen weder Geburtsvorbereitungskurse, engmaschige ärztliche Kontrolle oder einen Kreissaal. Der Trend zu Geburten im Krankenhaus entwickelte sich erst in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Vorher waren Hausgeburten üblich, nicht selten arbeiteten die Frauen bis kurz vor der Entbindung auf dem Feld und bekamen oft sogar dort ihr Kind. Man hatte keine Zeit, sich um die Schwangerschaft und die Geburt allzu viele Gedanken zu machen. Schwangerschaft und Geburt waren natürliche Gegebenheiten, die man nicht ändern konnte und von den Frauen als gegeben hingenommen wurden. Dank der heutigen modernen Medizin, der Vorsorgeuntersuchungen und der ärztlichen Betreuung in den Entbindungskliniken können gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind minimiert werden, bei risikoreichen Geburten steht ein Team von kompetenten Gynäkologen und Kinderärzten bereit. Dies ist zweifelsohne ein Vorteil der heutigen modernen Zeit. Dennoch entscheiden sich Frauen auch heute immer wieder gegen eine Geburt in der Klinik und wollen "back to the roots", jedoch auf fachliche medizinische Betreuung nicht verzichten. Alternative Geburtsmethoden machen es heute möglich, das natürlich Gegebene mit optimaler medizinischer Begleitung und Betreuung zu vereinen.
Die ambulante Geburt
Bei der ambulanten Geburt entbindet die Schwangere ihr Baby unter Begleitung ihrer Hebamme in einer Klinik. Nach wenigen Stunden der Beobachtung kann sie dann nach Hause entlassen werden. Diese Form der Entbindung eignet sich vor allem für die Frauen, die gerne ein entspanntes Umfeld mögen und gerne schnell wieder zu Hause in der gewohnten Umgebung sein wollen ohne auf medizinische Betreuung und Versorgung im Notfall zu verzichten.
Entbinden im Geburtshaus
Mittlerweile gibt es in Deutschland schon über 200 Geburtshäuser. Diese bieten Frauen die Gelegenheit, ihr Kind in persönlicher Atmosphäre und mit professioneller Begleitung von Hebammen auf die Welt zu bringen. Ärzte sind in Geburtshäusern nicht anwesend, so dass die Möglichkeit eines Kaiserschnittes oder einer PDA nicht besteht. Hier wird eher auf sanfte und alternative Geburtsmethoden Wert gelegt. In den Zimmern finden sich Hilfsmittel wie z.B. Gebärhocker oder Seile. Ebenso ist in den meisten Einrichtungen eine Wassergeburt möglich. Unterschied zur Klinik ist, dass die Selbstbestimmung und die Wünsche der Gebärenden absolute Priorität besitzen. Daher ist es möglich, das Geburtshaus nach der Entbindung zu verlassen, aber auch einige Tage zu bleiben und sich auszuruhen. In der Regel übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Entbindung in einem Geburtshaus, sind diese jedoch wesentlich geringer als in einer Klinik. Dennoch sollten sich Schwangere im Vorfeld mit ihrer Krankenkasse in Verbindung setzen und die Kostenübernahme klären, denn manche Leistungen wie z.B. Akupunkturbehandlungen im Geburtshaus werden von den Kassen oft nicht übernommen. Frauen, die in der Schwangerschaft bereits Komplikationen hatten, denen ist jedoch von einer Entbindung im Geburtshaus abzuraten.
Dazu zählen folgende Risikofaktoren:
- Diabetes und Bluthochdruck in der Schwangerschaft
- Fehllage von Kind und/oder Plazenta
- Komplikationen bei vorherigen Schwangerschaften und/oder Entbindungen
- vorherige Entbindungen per Kaiserschnitt
- Mehrlingsschwangerschaften und Vielgebärende
- Vorzeitige Wehen
- Erkrankungen und/oder Fehlbildungen des Kindes
Was geschieht, wenn im Geburtshaus dennoch plötzlich Komplikationen während der Entbindung
auftreten?
Auch wenn es während der Schwangerschaft keinerlei Indikation für mögliche Komplikationen gibt, kann es während des Geburtsvorgangs dennoch zu unerwarteten Risiken für Mutter und Kind kommen, aufgrund derer eine Verlegung in eine Klinik angezeigt ist. Dies ist der Fall wenn:
- es einen Geburtsstillstand gibt, die Wehen zu schwach werden, Mutter und Kind erschöpft scheinen
- die Herztöne des Kindes sich verändern und auffällig schwach werden
- sich nach der Geburt die Plazenta nicht vollständig ablöst
- das Kind nach der Geburt Anzeichen einer Erkrankung oder Fehlbildung aufweist
Die Hausgeburt
Für eine Geburt in den eigenen vier Wänden spricht die sichere, gewohnte und ruhige Umgebung, in der Frauen ihr Baby entbinden können. Kennzeichnend sind eine entspannte Atmosphäre und das gewohnte und private Umfeld, das vielen Frauen den Geburtsvorgang erleichtert. Voraussetzungen für die Hausgeburt sind dieselben wie für eine Entbindung in einem Geburtshaus, oben genannte Risikofaktoren sollten nicht vorliegen. Sollte sich eine Schwangere für eine Hausgeburt entscheiden, so sind im Vorfeld organisatorische Dinge zu klären:
- Sie sollten sich frühzeitig an eine Hebamme wenden, die mit Ihnen zusammen die Hausgeburt durchführt
- Ihr Gynäkologe sollte über die geplante Hausgeburt informiert werden. Bei Komplikationen und in Notsituationen sollte ein Arzt abrufbereit sein
- Wenden Sie sich trotz der geplanten Hausgeburt im Vorfeld an eine Klinik mit Kinderstation und besichtigen Sie diese für den Fall der Fälle
- Besprechen Sie mit der Hebamme, wie Sie sich den Ablauf der Geburt zu Hause vorstellen: In welchem Raum soll diese statt finden? Wie wird der Partner und Geschwister eingebunden? Welche Gebärhaltung möchten Sie einnehmen, welche Hilfsmittel nutzen?
Eine Hausgeburt erfordert ein großes Maß an Eigenorganisation, die Hebamme steht Ihnen kurz vor der Geburt unter Umständen nicht 24 Stunden rund um die Uhr zur Verfügung, auch nach der Entbindung beschränken sich die Besuche. Empfohlen ist die Hausgeburt daher nur für Frauen, die sich ihrer Sache sehr sicher sind und genau diese Entbindungsmethode für sich als richtig erachten. Oft sind es nicht die Erstgebärenden, die sich für diese Art der Entbindungsmethode entscheiden, sondern Frauen, die bereits Erfahrung haben und alternativ zur Klinikgeburt eine neue Alternative ausprobieren möchten.
Egal für welche Geburtsmethode Sie sich entscheiden: Bedenken Sie immer, dass Ihr Gefühl, Ihre Entscheidung und Überzeugung maßgeblich sind. Eine Geburt ist eine ganz individuelle Angelegenheit, bei der es Richtig und Falsch nicht gibt. Dennoch ist es immer wichtig, auch Risiken richtig einzuschätzen. Beim kleinsten Risiko für die Gesundheit von Mutter und/oder Kind sollte einer medizinische Betreuung während der Geburt dringend Vorrang gewährt werden.
[KG]