Traumgeburt im Geburtshaus - Liam Jamie MacKenzie

Begonnen von Wonderwoman, 25. Juni 2011, 19:39:18

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Wonderwoman

09.06.2011
Nachts war ich mehrmals wach und bin kurz zur Toilette gegangen. Dabei dachte ich jedes Mal, dass unser Mucki komisch liegt, da man außen die Konturen von Rücken und Po sehen konnte und mein Bauch hart war und es auch dadurch ein bisschen weh tat – der Platz wurde ja auch immer weniger.
Gegen 5 bin ich dann richtig wach gewesen und merkte, dass der Bauch immer wieder mal hart wurde. Da ich dabei aber keine Schmerzen hatte, war ich zwar aufmerksam, aber dachte noch nicht wirklich, dass es jetzt losgeht. Kurz vor 6 bin ich dann aufgestanden und dachte, ich rege das ganze mal mit einem heißen Bad weiter an. Badewanne eingelassen...reingelegt. Da kamen die Wehen dann schon regelmäßig alle 7 Minuten. Ich lag dann etwa eine halbe Stunde in der Wanne, die Wehen wurden nicht weniger, sondern blieben so regelmäßig und es fing inzwischen auch an, ein bisschen zu ziehen, aber wirklich nur leicht unangenehm. Dann bin ich draußen noch eine kleine Runde spazieren gegangen, da waren die Wehen dann alle 6 Minuten regelmäßig da.
6:55 habe ich dann Marcus angerufen, der noch in Stuttgart war. Eigentlich war vereinbart, dass ich erst von der Hebamme abklären lasse, ob es wirklich losgeht, aber ich hatte ein gutes Gefühl und wollte ihn unbedingt da haben, daher habe ich ihm gesagt, dass er losfahren soll. 7:40 machte er sich dann mit dem Auto auf den Weg – 688 km.
An diesem Donnerstag war eigentlich geplant, beim Arzt in Brandenburg den letzten Ultraschall zu machen, um zu sehen, wie es Mucki so geht und wie sich die Größe entwickelt hat, da er ja immer 3 Wochen weiter war und einen recht ordentlichen Kopfumfang hatte.
Ich habe dann etwas später meinen Dad angerufen, um ihm zu sagen, dass wir wohl heute nicht nach Brandenburg fahren, sondern lieber in s Geburtshaus. Daraufhin war er völlig aus dem Häuschen, konnte es aber noch nicht so richtig glauben.
Ich rief dann unsere Hebi Anja an, um sie zu fragen, wann wir uns treffen können und wir verabredeten uns für 9 Uhr.
Da wir mindestens eine halbe Stunde bis ins Geburtshaus brauchten, sind wir dann gegen 8:30 losgefahren. Dann erstmal ein CTG geschrieben, Wehen waren schon sichtbar, Anja meinte aber, wenn ich noch so ruhig hier sitzen kann, bin ich ziemlich schmerzunempfindlich.  Dann hat sie den Muttermund kontrolliert: 1 cm auf und Gebärmutterhals auf 1,5 cm verkürzt.
Anja sagte, dass heute oder morgen wohl unser Zwerg kommen wolle,  schickte uns aber nochmal zum Entspannen nach Hause, was ich auch sehr gern annahm.
Dann bin ich mit meinem Dad nochmal losgefahren und wir sind noch einkaufen gegangen, um noch was zu Essen für meinen Mann zu besorgen und so weiter. Das dauerte ca. 45 Minuten und am Ende klammerte ich schon am Wagen und find an, die Wehen zu veratmen, während mein Dad minutenlang verschwunden war und offensichtlich keinen Grund zur Eile sah.
Unterwegs merkte ich schon, dass es immer unangenehmer wurde und ich einfach nur meine Ruhe wollte. Mein Dad fuhr mich auf meine Bitte also nach Hause. Dort angekommen rief ich nochmal meinen Mann an und sagte ihm, er solle schneller fahren (er war in etwa bei Nürnberg) um es rechtzeitig zu schaffen. Von da an machte ich mir Sorgen, dass er es wirklich nicht schaffen könnte und hätte ihn gern bei mir gehabt.
Dann ließ ich Wasser in die Wanne und wollte mich nochmal entspannen. Da kamen die Wehen dann schon so alle 3 Minuten und ich musste mich konzentrieren und veratmen. Ich rief wieder meinen Mann an und sagte ihm, dass ich in Kürze wieder zurück ins Geburtshaus fahren würde.
Anja hatte mir noch Wehentee und wehenförderndes Öl für den Bauch mitgegeben, den Tee habe ich zwar aufgegossen, aber zu mehr bin ich dann nicht mehr gekommen, war auch gar nicht nötig.




Wonderwoman

Dann rief ich Anja an und wir verabredeten uns für 13 Uhr, informierte meinen armen Dad, der fast vor dem Verhungern war und sich gerade Essen kochen wollte. Im Auto kamen die Wehen schon alle 2 Minuten und ich musste weiter veratmen und stöhnte im Auto schon rum. Mein armer Dad. Da ich dachte, ich bräuchte auch noch ein bisschen Energie aß ich noch eine halbe Banane, obwohl die eigentlich gar nicht rein wollte.
Im Geburtshaus sagte Anja, dass ich ihr so schon viel besser gefalle und das schon viel mehr nach Geburt aussehe. Die Wehen waren am CTG weiter gut darstellbar, Gebärmutterhals war auch inzwischen auf  0,5 cm verkürzt, Muttermund bei 2-3 cm. Ich war froh, dass es vorangegangen war, aber auch, dass es noch nicht so viel war, denn mein Mann war immernoch meilenweit entfernt und ich hatte wirklich Sorge, dass er es nicht schafft.
Anja sagte, sie müsse noch ein paar Hausbesuche machen und es würde noch eine ganze Weile dauern, aber aufgrund des Fahrtwegs könnten wir dableiben und es uns im Geburtshaus gemütlich machen, wenn wir wollen spazieren gehen und uns wie zu Hause fühlen und gab uns die Schlüssel. Sie wollte spätestens 18 Uhr zurück sein oder früher, wenn ich sie anrufe. Sie ging um 13:45.
Mein Dad setzte sich also in unser Geburtszimmer und wartete ab, ich sagte, mir sei schlecht und verschwand im Bad. Dieses hab ich dann eigentlich auch bis zur Geburt nicht mehr verlassen.
Mir war so elend, dass ich mich übergab und dabei plötzlich auf Höhe des Schambeins ein Plopp hörte und auch spürte und in dem Moment wusste, dass das die Fruchtblase war. Dann kam das erste Fruchtwasser und ich rief meinen Mann an, um ihm das zu sagen. Beim Laufen lief dann der ganze Rest aus und meine Hose war total nass. Also alles ausgezogen und ich hab mich auf die Toilette gesetzt, vorher noch meinen Dad informiert. Da war es 14:15. Dann sagte ich Anja Bescheid, die in 10 Minuten zurück sein wollte. Da machte ich mir wieder Sorgen wegen meines Mannes.
Viertel vor 3 war Anja zurück, ich saß immernoch auf dem Klo, denn dort war während der Wehen der bequemste Ort für mich. Anja sah das Fruchtwasser an, aber alles war so, wie es sein sollte, rosa. Ich wollte da gern wieder in die Wanne, durfte mir noch ein Duftöl aussuchen (Zitronenmelisse) und sie ließ Wasser ein. Kurz danach gegen 15 Uhr stieg ich also in die Wanne, zum 3. Mal an diesem Tag.
Die Kontrolle des Muttermundes ergab dann 4 cm.
Eine halbe Stunde später ließ ich Anja meinen Dad nach Hause schicken, da ich allein ganz gut klarkam und nicht wollte, dass er umsonst so lange warten muss. Er fragte sie, wie lange es wohl noch dauern würde und ich hörte sie nebenan sagen, dass es wohl heute sehr spät oder kurz nach  Null Uhr so weit sein würde. Da dachte ich das erste Mal, dass ich das vielleicht nicht schaffe und doch eine Pda brauche, aber als ich dann daran dachte, dass ich nochmal Auto fahren muss, verwarf ich diesen Gedanken ein für alle Mal und konzentrierte mich darauf, dass die Kraft reichen wird und ich das schaffe.
In der Wanne fühlte ich mich sehr wohl (soweit man das unter den Umständen von Geburtswehen sagen kann), die Wehen wurden immer unangenehmer und die Abstände immer kürzer, bis dann gar keine schmerzfreien Pausen mehr spürbar waren zwischen den Wehen. Ich lag währenddessen mit geschlossenen Augen da und konzentrierte mich nur noch auf die Wehen, für andere Gedanken war kaum noch Platz, bis auf die zwischenzeitlichen Telefonate mit meinem Mann, die Anja führte.
16:47 Uhr wurde der Druck nach unten immer stärker, dann kam während einer Wehe plötzlich ganz kurz der Pressdrang. Ich sagte Anja dies und sie kontrollierte nochmal den Muttermund. Als ich Ihren Blick sah, machte ich mir wieder Sorgen um meinen Mann. Anja sagte, dass es wohl doch nicht erst Nacht werden würde, bis der Kleine da ist, es stand nur noch ein Saum am Muttermund. Von da an sah ich pausenlos auf die Uhr und sah die Zeit verstreichen, ein erneuter Anruf bei meinem Mann ergab, dass er noch knapp 2 km entfernt sei laut Navi. Trotzdem brauchte er dank einer Baustelle noch eine Viertelstunde. Anja rief dann nochmal an und sagte ihm, er soll parken wie er will, nur Schuhe ausziehen und zusehen, dass er reinkommt. Kurz danach war er dann endlich da.
Die Presswehen waren schon in vollem Gange und er kam gerade, als ich schon total brüllte, was mir sehr leid tat, da es für ihn ja so unvorbereitet kam. Nach ca. 2 Minuten stand ihm der Schweiß auf der Stirn und er ging raus und sagte, ihm sei schlecht und er müsse sich kurz hinlegen. Ich grinste Anja an und sagte nur: ,,Na toll, und dafür ist er jetzt hergekommen?!" Aber eine Wehe später war er schon wieder da und sagte, es sei alles egal, er wolle das nicht verpassen.




Wonderwoman

 Die Presswehen waren eine echte Erleichterung, da die Momente zwischen den Wehen schmerzfrei waren und ich ganz kurz durchatmen konnte. Ich hatte sogar so viel Zeit meinem Mann zu erklären, dass ich nicht vor Schmerzen brülle, sondern weil ich sonst einfach nicht pressen kann.
Viertel nach 5 fragte Anja, ob ich mich wohlfühle oder vielleicht mit Schwerkraft ein bisschen nachhelfen will im Stehen. Da ich alles versuchen wollte, probierte ich es, aber stehen ging gar nicht, daher probierte ich es im Knien und hing mit dem Kopf auf dem Wannenrand. Mein Mann hatte noch die Kamera aufgebaut, um alles zu dokumentieren. Er hockte neben mir und es war schön, dass er da war, auch wenn er nicht wirklich etwas tun konnte, so half mir das doch.
Wir tauschten nochmal das Wasser aus, damit der Kleine nicht in das Wasser mit dem Badeöl kommt.
Kurz darauf sagte Anja, dass ich das Köpfchen schon anfassen könnte, ich solle tapfer sein, er stecke gerade in der Kurve fest und bräuchte nur noch einen kleinen Stupser. Drei Presswehen später sagte sie dann ,,Weiter, weiter, weiter!" was ich auch tat und plupp, rutschte unser Mucki raus und wurde von ihr aufgefangen. Ich war so aufgelöst, dass ich mich gar nicht umdrehen konnte, denn der Kleine war hinter mir bei Anja. Ich sagte nur zu meinem Mann, dass unser Mucki nun da sei und wir weinten dann erstmal ziemlich. Ich hatte Angst, mich umzudrehen, da das der letzte Moment war, wo ich noch nicht wusste, wie mein Kind wohl aussieht. Der Moment kam mir ewig vor, obwohl es nur ein paar Sekunden waren.
Nach ein bisschen Hin und Her mit meinen Beinen und der Nabelschnur legte ich mich wieder in die Wanne und der Kleine wurde von Anja animiert zu schreien. Er war ein bisschen blau und sagte keinen Mucks sondern blickte einfach nur mit riesengroßen Kulleraugen in die Welt. Er bekam ein paar Globuli zur Kreislaufanregung, nachdem auch Füße krabbeln ihn nicht zum Schreien animieren konnte. Dann endlich meckerte er wenigstens und  kam auf meine Brust. Er war noch voller Käseschmiere, aber so süß.
Dieser erste Moment, als mein Mann dann endlich sah, dass wir einen Sohn haben, war unbeschreiblich. Dann endlich war Zeit für uns drei, die ersten Sekunden werde ich nie vergessen, den Blick meines Mannes und das Gefühl, dass endlich unser Wunder bei uns ist. Nach 10 Minuten wollte ich den Kleinen abnabeln, da ich nicht wollte, dass er friert. Ich schnitt die Nabelschnur durch und der Kleine kam mit meinem Mann und der anderen Hebi rüber ins andere Zimmer.
Ich wartete mit Anja noch auf die Nachgeburt, die auch kurz darauf rauskam und zur Weiterverarbeitung für die Nosodenentnahme mitgenommen wurde. Ich hab mich abgetrocknet und bin rüber zu meinem Mann und dem Kleinen und ab ins Bett, ich zitterte wie Espenlaub, obwohl es ganz warm war, auch im Bett noch, war wohl wie ein kleiner Schock. Ich wurde dann von Anja noch untersucht, während mein Mann den Kleinen anzog. An beiden Schamlippen leichte Schürfwunden und ein kleiner Dammriss, der mit ein paar Stichen genäht wurde. Ich bekam dann noch eine leckere Quarkspeise mit roten Beeren und Stillsaft zu trinken, dann wurde der Kleine angelegt, was eher mäßig klappte und wir kuschelten noch ganz lange. Etwas später riefen wir dann alle an, dass der Kleine endlich da ist und meine Eltern kamen noch, um ihn anzuschauen.
Ich musste dann noch duschen, das ist Kriterium, um nach Hause entlassen zu werden (Kreislauf und so) was aber alles toll klappte. Vier Stunden nach der Geburt durften wir dann bereits nach Hause fahren, was ich als echte Wohltat empfand.
Ich würde jederzeit wieder im Geburtshaus entbinden, für mich war das das absolute Beste, was passieren konnte. Keine Kanülen oder sonstiges medizinisches Zeug, was vosichtshalber gelegt wird, keine vielen Leute, keine wechselnde Hebi, keine andauernde CTG Kontrolle währenddessen, ich konnte alles genau so machen, wie es mir angenehm war. Ich bin echt absolut begeistert und froh, dass ich meine Traumgeburt so bekommen habe, wie ich sie mir vorgestellt habe!

Liam Jamie MacKenzie, 3450 g, 36 cm KU, 50 cm um 17:31 Uhr nach 12 Stunden Wehen




Miakoda7

oh wonder!!!
Du hast das so schön geschrieben!!! ich sitze hier und die tränen kullern!
Außerdem macht es mir wahnsinnig mut für unsere geburtshausgeburt!
Hoffentlich gehts bei uns auch so schnell!!!  :)

Bine2410

Das hast du sehr schön geschrieben. Freut mich, daß du so eine schöne Geburt hattest.






Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch! (Erich Kästner)

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