Ein Kaiserschnitt zum Abgewöhnen

[Ricky]

Meine 1. Tochter Nele musste ich per Kaiserschnitt kriegen, da ich Placenta praevia hatte. Das war ok für mich, ich wusste es 4 Monate vorher. Diesmal wollte ich normal entbinden, einmal, weil es eben ,,normal" ist und zum anderen, weil die Kinder ja nun schon nicht auf natürlichem Wege entstanden sind, da wollte ich wenigstens eins auf natürlichem Wege zur Welt bringen.
Der Arzt beim Geburtsmodusgespräch wollte mir unbedingt nen Kaiserschnitt aufschwatzen, weil ich ja schon ne Sectio hatte (das Rupturrisiko, ohje ), der Schwangerschaftdiabetes (ganz furchtbar, musste ja nicht mal spritzen, der Langzeitzucker war prima ) und die ICSIs (was hat bitte die Entstehung der Kinder mit der Geburt zu tun ). Naja, ich wollte meine Spontanentbindung. Alles lief auch gut...Kind hat sich brav gedreht, MuMu verkürzte sich und war weich wie Butter (hab auch alles gemacht: Dampfbäder(es gibt nix erotischeres, als mit dickem Bauch auf nem Eimer zu hocken, wo der Klositz der 2-jährigen Tochter drauf ist, damit man halbwegs bequem sitzen kann ), Himbeerblättertee und Yogitee, Akupunktur, spazieren gehen, Treppe laufen, sogar zu ehelichen Pflichten hab ich meinen Mann noch genötigt ). Aber 2 Tage vor dem ET sagte mir die Hebi, dass es ein KS wird, wenn sich der MuMu nicht weiter verkürzt (stand bei ca. 2 cm). Man konnte bei mit nur Wehentropf zur Einleitung machen, kein Gel an den MuMu, da das Rupturrisiko dann steigt für die alte Narbe. Und ich musste wegen des Diabetes am ET kommen und durfte nicht drüber gehen . Am Tag vor ET noch mal Akupunktur, danach sagte der Schleimpfropf adieu. Aber es tat sich sonst nix. Abends erfuhr ich dann, dass meine Mutter seit 1 Woche mit einer Gehirnblutung im KH auf Intensiv lag, meine Familie wollte es mir nicht sagen aus Angst vor einem Schock . Aber ich wunderte mich natürlich, dass ich meine Mutter nicht mehr erreichte, um mir Trost abzuholen. Und mein Vater ging nicht mehr ans Telefon, weil er nicht mehr wusste, was er mir sagen sollte.
Das war aber dann der Moment, wo ich sagte, dass ein KS ok ist, Hauptsache, das Baby kommt heil raus und meiner Mum geht's dann bald wieder besser .
Also gings am 3.11. um 9 in die Klinik, noch mal schauen...keine Veränderung, also KS....irgendwann, wenn der OP frei ist...wohl Spätnachmittag. Na toll, das war mir nicht klar, dass ich da den ganzen Tag noch rumdödeln musste. Aber ich hatte ein Einzelzimmer zum Selbstkostenpreis ,,bestellt" und auch bekommen, das war dann gut für uns, konnten wir mal wieder in Ruhe quatschen. Gegen 15.30 wurden wir abgeholt, langsam OP- Vorbereitung und noch mal CTG. Ich hatte einigen Leuten per SMS Bescheid gesagt, dass gegen 16 Uhr der KS wäre, aber wir kamen erst um 18 Uhr dran, super .

Der Anästhesist kriegte erstmal die Nadel nicht rein, es kam kein Liquor. Macht ja nix, ich sitze gern mit meinem Megabauch in dieser Rundrückenposition und kann kaum atmen, lassen Sie sich Zeit, guter Mann !!!! Dann endlich kam er durch, die Beine wurden warm, prima, dann schnippelt mal los!!
Männe kam dazu und dann gings ja auch flott, aber die Damen haben dermaßen an mit rumgeruckelt, dass ich dachte, ich fahr Achterbahn. Lene Charlotte, der kleine Brocken, erblickte dann um 18.08 das Licht der Welt und schrie bei der Untersuchung lauthals.
Dann bekam Papa sie auf den Arm, ich konnte sie auch sehen. Aber dann merkte ich, dass mir der Kreislauf wegsackte, ich musste würgen, aber zum einen kam ja nix durch leeren Magen und zum anderen waren die zuständigen Muskeln ja betäubt. Prima Gefühl zu kotzen ohne zu kotzen . Männe wurde rausgeschickt und bekam es natürlich auch mit der Angst, denn ich war wohl weiß wie die Wand. Dann kam das Zittern....ich hab nur noch geklappert und gezittert. Wäre alles normal. Ach ja? Hatte ich bei Nele nicht, wahrscheinlich, weil ich da noch Privatpatientin war??
Dann erzählten sie irgendwas von Blutung, die sie nicht lokalisieren oder stillen konnten oder so. Der ,,Grieche" wurde geholt. Ach, der macht hoffentlich kein Gyros aus meinen Eingeweiden ?? Ja, da unten war ne stärkere Blutung, vielleicht ist ja die Blase angeritzt. Nö, klingt gut, macht mal weiter, lasst Euch Zeit, ich lieg hier ja nur so rum und merk eh nix.
Meine Blase wurde testweise gefüllt, war aber wohl dicht, wie beruhigend. Also klapperte ich weiter vor mich hin und kam dann endlich um kurz nach 19 Uhr aus dem OP. Männe hatte Ängste ohne Ende ausgestanden, weil er ja eigentlich wusste, dass der KS nicht so lang dauerte.
Im Wehenzimmer hab ich Lene dann gleich angelegt, was auch prima klappte. In der Zeit hab ich lustigerweise nicht gezittert. Danach gings wieder los, fast 2 Stunden dauerklappern, mein Zahnarzt wird sich freuen nächstes Mal . Aber ich bekam Kügelchen und dann noch Schmerzmittel (die Betäubung ging langsam raus und ich hatte doch ganz stark das Gefühl, dass ich Gyros im Unterleib hatte).
Um 21 Uhr kamen wir endlich auf Station und konnten der Familie Bescheid geben. Wie ich befürchtet hatte, hatten meine Schwester und meine beste Freundin schon heulend auf dem jeweils heimischen Sofa gehockt und gedacht, ich wäre nicht mehr (gingen ja von 16 Uhr KS aus...), mein Vater war nervös, diverse SMS waren auf dem Handy. Aber nun war ja alles gut. Lene war sowieso in der Überwachung und ich halbtaub. Wir bekamen Abendbrot (kein Gyros, Gott sei Dank), Männe fuhr dann nach hause und ich versuchte zu schlafen.

Insgesamt brauchte ich ein paar Tage länger, um mich von der OP zu erholen, aber alles war zu ertragen. Sonntag sind wir nach hause gekommen, da gabs abends dann die nächste Hiobsbotschaft: Meiner Mum ging es wohl schlechter, man hatte 2 kleinere Schlaganfälle gefunden. Das zog mich runter.
Aber jetzt, 2 Wochen später, kann ich verkünden: Meiner Mutter geht's ganz gut, ist ohne dramatische Einschränkungen in der Reha nur ne Viertelstunde von mir entfernt, Lene entwickelt sich prima, Nele ist ne tolle große Schwester und mir passen fast alle meine alten Sachen wieder, lol!

Ich habe nun 2 Kaiserschnitte gehabt, einen ,,guten" und einen ,,blöden", mehr Kinder gibt es nicht und Spontanentbindungen sowieso nicht mehr, aber das Endergebnis zählt ja. Und das liegt grad auf meiner Brust und schläft.
Der Spruch, den ich vorher ausgesucht hatte, passt jetzt jedenfalls wie A*rsch auf Eimer:

Noch nie haben wir einen Augenblick sehnlicher erwartet.
Noch nie haben wir einen Augenblick schmerzlicher erlitten.
Noch nie haben wir einen Augenblick tiefer geliebt.
Noch nie haben wir einen Augenblick ehrlicher gedankt.
In diesem Augenblick bist du geboren
und hast unser Leben reicher gemacht!

[hoppelchen]

Super klasse geschrieben. Das bist Du. 

[Nancy25]

Alles gute noch mal zur geburt der Kleinen maus-
Schön geschrieben.

[Lilie]

Echt super geschrieben und ich freu mich, dass es deiner Mutter besser geht.

[Wonderwoman]

Oh je, schön geschrieben aber Gyros wirds wohl länger keinen geben oder ? 
Herzlichen Glückwunsch zu eurer süßen Maus und gute Besserung weiterhin für deine Mama!

[TinaundCJ]

Ein super geschriebener Bericht ricky,auch wenn der KS das genaue Gegenteil war 

Und ich freue mich,dass es deiner Mama wieder besser geht 

[Knutschfussel]

Danke Ricky 

Auch wenn der Kaiserschnitt recht unschön lief, musste ich bei einigen Passagen echt schmunzeln 

Nun ist ja alles gut 

[ηєттуº¹]

Liebe Ricky,

herzlichen Glückwunsch zu "Dörte-Schantalle" zum Glück hat sie am Ende ja einen deutlich schöneren Namen bekommen 

Schade das die Geburt nicht schön war, ABER Du hast natürlich recht nur aufs Endergebnis komm es an 

LG Netty

[Ricky]

Danke für Eure POsts

Was ich nur faszinierend finde ist, dass es doch etliche Frauen gibt (vor allem Promis wie Victoria Beckham), die bei jedem Kind freiwillig nen KS machen lassen. Wenn der so ist, wie bei meinem 1. , könnte ich es ja noch verstehen, aber ich hab nun auch von eingen gehört, die es so erlebt haben wie ich bei Lene jetzt und von der Sorte brauch ich nix mehr Jaja, die Promis......