Ein Wunder hat seinen Preis

Begonnen von nadyxy, 22. Januar 2013, 13:56:26

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nadyxy

Vorgeschichte

Mit Anfang 20 wurde mir mitgeteilt, das meine Gebärmutter verändert wäre und die wahrscheinlichkeit jemals eigene Kinder zu bekommen unter 10 %. Je älter ich werden würde, desto geringer würde die Wahrscheinlichkeit werden.

Das Wunder

Mit 24 zog ich dann mit meinem Mann/Lebenspartner zusammen. Suchte mir dort einen neuen Frauenarzt und dann die Überraschung. Die Gebärmutter schien sich "erholt" zu haben.
-Ich muss dazu sagen, Anfang 20 war ich noch drogenabhängig, man vermutet, dass der Drogen und Alkoholkonsum zur Veränderung von Organen führen kann-
Also beschlossen mein Mann und ich 2011 die Pille, die ich eigentlich eher aus "nostalgischen" Gründen seit der Diagnose genommen hatte, ab. Das war Ende Oktober 2011.
Mein Neffe wurde Ende Januar 2012 geboren und wir fuhren hin.
Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet und dachte meine Periode würde sich nur verschieben, trotzdem machte ich an dem Tag, als ich meinem Neffen das erste Mal so richtig im Arm hielt, einen SS Test.
Ich bin fast umgekippt vor Lachen. Musste gleich 2 Tage später noch einen machen :)

Von wegen, dass könnte schwierig werden, ich war bereits in der 4/5ten Woche Buja ^^ zwei Zyklen und mein Wunder war da

Die Schwangerschaft

Die SS selbst hatte keinen guten Start, Blutungen, ab und an Schmerzen, das Kind fast verloren. Aber ich sagte immer, es ist ein Kämpfer! Heute kämpft die Maus im Laufstall mit dem Spielbogen ;)
Ich hatte die Übelkeit bis zum 5/6ten Monat, dann Vorzeitige Wehen und zum Schluss nochmal die Übelkeit und enormen Eisenmangel.
Nichts destotrotz mein Wunder blieb und gedeihte fantastisch.

Die Geburt

Eigentlich hatten wir erst ET am 06.10.2012 der wurde vorverlegt auf den 01.10.2012 wegen ihrer Größe und Entwicklung.
Am 02.10.2012 wurden wir zur Einleitung ins KH geschickt auf Grund von Größe und potentiellem Gewicht. Naja das KH mass anders und so wurde erst am 08.10.2012 eingeleitet.
Der erste Tag war langweilig. Mieses Essen, keine einzige Wehe NIX
Zweimal wurde Gel gelegt.
Meine Freundin 30min vor mir zur Einleitung da: Kaum Gel schon Wehen -.-
-Wir haben trotzdem am selben Tag entbunden-

09.10.2012
6:50 Uhr immer noch keine Wehen nix null nada, also wurde mir eine Tablette statt Gel gelegt.

9:00 Uhr WEHEN!!! Mini und putzig, hab nix gespürt nur gesehen *freu*

11:00 Uhr Autschn, aber auf dem Schreiber immernoch mini und putzig, aber schmerzhaft

13:00 Uhr joa leck mi am ar*** ich zerkratze fast die Wand, aber ausschlag minimal -.- verdammt

14:00 Uhr kann kaum noch laufen, MuMu zu, Wehen deutlich zu sehen, ich soll Treppenlaufen und so weiter -.- grrrrrr und wiederkommen wenns nimma auszuhalten ist

15:00Uhr ich kann nimma, bin nicht gelaufen, hab nur auf dem Bett gesessen
also hab richtung Doc gekrochen, unterwegs noch meine Freundin mit Baby getroffen

16:00Uhr endlich im Kreissaal, MuMu ist förmlich aufgesprungen auf dehnbare 7cm

Habe keine Wehenpausen mehr und stehe kurz vorm Kollaps. Daher entscheiden wir uns für eine PDA. So herrlich ^^

Eigentlich eine ganz normale Geburt, alles wie es sein sollte.

Mein Mann musste nur Hebamme spielen, weil an dem Tag hochsaison war ;)
so musste er zwischendurch Tropf halten, mich umbetten, Herztöne suchen gehen und Sensor halten etc
Wir hatten dann noch eine Hebammenschülerin, die zum Glück teilweise rausgeschmissen wurde. Die meinte mir einen Voratmen zu müssen. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Oder dann meinte sie wir atmen das kidn raus aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah, ich schaute sie nur an und meinte aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah sei bloss ruhig das nervt ^^
Was ich nicht mitbekommen habe, ist das man mir zu zweit auf dem Bauch gedrückt hat, weil Madame nicht so recht wollte -.-
Und als sie schon fast draußen war hat sie die Füße aufgerichtet und mich etwas "angerissen" tztztztz sonst wäre ich ohne Verletzung raus grml
Dann wirkte beim Nähen die Betäubung nicht... ja nee klar auf jeder Innenseite nur 2 Stiche dann ist gut es waren dann doch 4 Stiche pro Seite OHNE Betäubung -.-

Aber an sich war alles perfekt :) Und das kleine Monster war da und meckerte mich bereits an scheeee gab erstmal Familiengeflenne *schmacht*

Zoe geboren am 09.10.2012 um 20:36 Uhr mit 51cm, 35,5cm KU und 3660gr

Der Preis

Am nächsten morgen hatte ich fürchterliche Kopfschmerzen. Der Anästhesiearzt sagte das käme von der PDA. Keine genauen Untersuchungen. Ich wurde nur mit schmerzmitteln vollgepumpt, alle 2 Std gabs ne Tablette aber nur die, die man auch nehmen kann, wenn man stillt.

Am 13.10.2012, meine Freundin schon längst entlassen und ich immernoch mit Kopfschmerzen, bestand darauf heute zu gehen. Schmerzmittel könnte ich auch zu Hause nehmen.

Soweit kam es aber nicht. Ich spürte als ich uns fertig machte, mein Mann noch schnell Überraschungen einkaufen für uns, dass etwas nicht stimmt außer den Kopfschmerzen.
Meine Wahrnehmung war getrübt und die linke Seite wurde immer tauber. Also legte ich Zoe in das Wägelchen vor mir und drückte den Schwesternknopf. Ich spürte nur noch ein Zucken durch meinen Leib und geistesgegenwärtig schubste ich das Wägelchen von mir ehe ich mit einem epileptischen Anfall umgekippt bin.

Der Preis, dass ich doch ein Kind bekommen durfte, war eine Thrombose im Gehirn, die zu einer Blutung führte. Ich bekam einen Schlaganfall.
Dem Schicksal sei dank passierte das noch im KH und die Neurostation war direkt nebendran, sodass ich heute noch hier sitze und diese Zeilen niederschreiben kann.

Die Ärzte sagen, es sei ein Wunder, dass ich am selben Tag und überhaupt wieder aufgewacht bin ohne großen Schäden. Nur wenige Überbleibsel sind noch heute vorhanden.

Aber ich habe diesen Preis gezahlt, um ein wundervolles Kind gerade anblicken zu können. Auf ihre Weise hat mir Zoe als Dank, dass ich ihr das Leben geschenkt habe, meines gerettet.

Heute kann ich zurückblicken ohne in Tränen auszubrechen und bin für jeden Tag dankbar.

Und jeder der nach seiner Geburt über Kopfschmerzen leiden sollte, lasst euch bloß richtig untersuchen- Ein MRT tut nicht weh und kostet einen nur eine Stunde.

Der Anästhesiearzt kam noch am selben Tag zu mir und sagte mir, er würde in Zukunft besser darauf achten und gleich Untersuchungen anordnen. Meine Akte habe er sich kopiert und es tue ihm schrecklich leid.

Ich werde das KH dennoch in guter Erinnerung behalten und hege keinen Groll. Wir sind alle menschlich und das Leben ist zu kostbar um es mit Groll und Was-wäre-wenn zu verschwenden.....

Zoe - alt grieschich für DAS LEBEN IN JEGLICHER FORM  s-hug

Napolitana

Ein toller Bericht!
Vielen Dank dafür!
s-hug
Am Ende wird alles gut.
Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende!




someandany

Ein schöner Bericht, danke fürs Aufschreiben :)
Herzlichen Glückwunsch zur kleinen Zoe und schön, dass Du alles gut und vor allem nur mit kleinen Einschränkungen überstanden hast.


Darf ich Dich aus eigenem Interesse fragen, wie es zu der Thrombose bzw der Blutung kam? Hat der Anästhesist etwas übersehen oder warum hat er sich zuletzt entschuldigt? Du kannst mir auch gern eine PN schreiben, ich will Deinen Geburtsbericht nicht damit belasten :-*


nadyxy

Nein Some das ist schon okay :)
Wie genau die Thrombose entstanden ist kann man nicht genau feststellen, da SS, Geburt und Anfälle so dicht beieinanderliegen. Man geht davon aus, dass sich die Thrombose während der SS gebildet hat und bei den Presswehen hat sich das Gerinsel im Gehirn festgesetzt (vllt auch schon vorher) und durch den Druck der Presswehen bzw Geburt kam es zu der Stauungsblutung im Gehirn.
Der Änesthesiearzt hat mich nach der Geburt nicht ganz ernst genommen wegen den Kopfschmerzen, hätte er ein EEG oder MRT vom Kopf gleich angeordnet, wäre es höchstwahrscheinlich nicht zum Schlaganfall gekommen und die Blutung hätte sich nicht so ausgedehnt. Da die Legung der PDA durch meinen etwas schiefen Rücken etwas heikel war, hatte er gedacht, es wäre nur so ein üblicher Kopfschmerz der häufig nach PDAs auftaucht (Postpunktioneller Kopfschmerz genannt)

Und wenn du es googlen willst es handelte sich eine Sinusvenenthrombose :)

someandany

Danke für die ausführliche Aufklärung nady :-*
Du bzw. das, was Dir geschehen ist, hat mich in meiner Entscheidung, bei einer eventuellen erneuten SS einen geplanten Kaiserschnitt durchführen zu lassen, bestärkt. Bei mir ist eine Gerinnungsstörung mit starker Neigung zu venösen und arteriellen Thrombosen festgestellt worden und ich muss die ganze SS durch und danach Heparin spritzen. Eine Thrombose oder gar Embolie ist echt meine größte Sorge bei der "Planung" einer erneuten SS :-\

Zum Glück bist Du da "heil" rausgekommen. Mannomann...

nadyxy

Bitte bitte, dafür schreibe ich es auf. Man sollte es nicht unterschätzen. Auch wenn mein Fall bei 1mio Menschen nur 3-4mal auftreten kann, ist es nicht unmöglich.

Ich darf ab jetzt zB keine Hormone mehr nehmen und bin Thromboseanfälliger. Dh wenn ich nochmal ss werden sollte, dann muss ich auch Heparin spritzen und muss einen KS machen. Nicht das die Thromboose an der selben Stelle wieder kommen könnte, aber ich habe bereits Schäden am Gehirn und durch die Presswehen könnte es erneut zu Blutungen kommen :(

Naja nur nicht unterkriegen lassen :) Ein KS kann auch ganz angenehm sein, immerhin muss man dann nicht jeden Tag hibbeln ob es denn heute soweit sein KÖNNTE :D

NorMa

Oh Mann, das ist ja mal ein Bericht... tut mir wahnsinnig leid für dich dass du etwas so schönes wie die Geburt deiner Prinzessin mit etwas so üblem verbunden musst... aber ich gratuliere dir zu deinem kleinen Wunder und wünsche euch alles gute!!  :)

Tani

Hallo erstmal, ich bin durch deinen Post auf diese Seite aufmerksam geworden. Ich hoffe ich erreiche dich hier auch noch.
Mich würde interessieren wie du das ganze verarbeitet hast und ob es dir gut geht?
Hatte heuer im Oktober genau das gleiche wie du. Und ich musste lächeln, ebenfalls nach der Geburt einer kleinen Zoe. Alles verlief gut. Nur leider hatte ich 6Tage nach der Geburt einen Schlaganfall. Mir geht es zum Glück ohne Folgen wieder gut. Leider hab ich aber seitdem sehr mit meine Psyche zu kämpfen.
Ich hoffe ich bekomm noch eine Antwort. Ganz liebe Grüße.