Haarscharf am Kaiserschnitt vorbei - Felix macht's spannend!

Begonnen von Bettdeckendieb, 31. Oktober 2009, 22:36:44

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Bettdeckendieb

Eigentlich wäre unser ET am 19. Oktober gewesen - aber wurde dann während des 1. Screenings um 4 Tage nach hinten korrigiert.
Trotz Protesten meinerseits (weil der eigentliche Empfängnistermin feststand und der Zwerg auch während der anderen Screenings durchaus zeitgerecht gewesen wäre) wurde der Termin aber nicht wieder geändert.

Aber ... der 19. Oktober kam und ging ... der 23. Oktober kam und ging ... und immer wieder war die simple Diagnose beim Frauenarzt: Muttermund weich, aber bei 2 cm. Innen leichte Trichterbildung. Kein besonders reifer Befund, aber auch nicht so, als könnte es nicht doch plötzlich los gehen.
Am 26. Oktober wurden wir kontrolliert - ohne jegliche Wehe auf dem CTG, Herztöne vollkommen in Ordnung.

Am 28. Oktober war ich dann bei der Kollegin meiner Frauenärztin, die immer mittwochs die Sprechstunde übernimmt. Sie meinte, dass ich am nächsten Tag noch einmal zum CTG vorbei kommen solle und dass ich dann vermutlich von meiner eigentlichen Ärztin die Überweisung zur Einleitung für Freitag bekommen würde, weil ich ja dann offiziell eine Woche drüber sei und eventuell sogar länger wegen des ursprünglichen Termins.

Also sind wir am 29. Oktober früh morgens wieder einmal zur Ärztin gefahren und haben ein CTG geschrieben. Eigentlich war alles wie immer, keinerlei Wehen zu spüren oder zu sehen ... aber: die Herztöne gingen einmal ziemlich in den Keller. Meine Ärztin machte sich Sorgen und meinte ich sollte sofort in die Klinik und das abchecken lassen - nicht einmal nach Hause um die Tasche zu holen durfte ich.
Also habe ich meinen Freund angerufen, der irgendwo in der Stadt steckte und vor lauter Nervosität kaum Auto fahren konnte und am liebsten mit Vollgas durch die Stadt gerast wäre.

In der Klinik ging's erst einmal ans CTG: unauffällig. Der Arzt atmete auf, wir auch. Trotzdem beschloss er, dass wir jetzt einleiten würden, mit 6 Tagen überm offiziellen Termin waren wir schließlich weit genug. Und außerdem würde das Baby schwer werden - er schätzte den Brocken auf 3900 g.

Dann war's 12 Uhr und der erste Schichtwechsel kam. Die Ärztin, die das Zepter übernahm, erklärte, dass ich ein typischer Fall für ein Gel sei und dass sie das jetzt aufbringen würde und dann noch einmal gegen 16.30 Uhr. Wenn sich dann noch nichts täte, würde der nächste Versuch auf den nächsten Tag verlegt werden ...
Ab ins Wehenzimmer und kurz darauf lag auch schon das Gel. Ich spürte schon nach kurzer Zeit ein nettes Ziehen - das CTG schrieb aber nichts auf. Gegen 13 Uhr hatte ich definitiv Wehen, die mir die Ärztin auch abnahm - das CTG aber nicht. Dafür kam dann die Bestätigung für die Einweisung ins Krankenhaus: die Herztöne fielen ab, teilweise bis unter 60 Schläge pro Minute, also wesentlich langsamer als mein zu dem Zeitpunkt eher rasenden Puls.

Hektik brach aus. Ich bekam einen Wehenhemmer gespritzt, sofort ließ die Kontraktion nach und die Herztöne des Kleinen gingen wieder hoch. Aufatmen, aber dennoch beschloss die Ärztin für den Fall der Fälle den Kaiserschnitt zumindest in soweit vorzubereiten, dass sie mich über Folgen und Risiken aufklärte und auch den Anästhesisten vorbeischickte, damit ich auch über die Narkose aufgeklärt wurde.
Dann fing sich das Kind aber wieder und nach einer weiteren Stunde am CTG wurden wir spazieren geschickt. Eine Stunde lang sollten wir durch den Klinikpark laufen, nach dreiviertel der Zeit brach ich aber ab: ich hatte Wehen im Minutenabstand und kam kaum 20 Meter vorwärts, bevor ich mich an meinen Freund lehnte und die Wehe veratmete.
Die Hebamme untersuchte mich: Gebärmutterhals mittlerweile verstrichen und Muttermund etwa 1-2 cm geöffnet. Sie war positiv überrascht, hatte wohl nicht mit einem doch so schnellen Ergebnis der Einleitung gerechnet. Die zweite Dosis des Gels wurde daraufhin auf Eis gelegt.

Dann musste mein Schatz seine Mutter nach Hause chauffieren und ich ließ ihn schweren Herzens gehen. Eine Stunde etwa brauchte er, aber noch bevor er zurückkam, fragte ich die Hebamme nach einem Schmerzmittel. Sie verabreichte mir eine Infusion - die nichts brachte.
Micha kam zurück und ich bettelte um eine PDA. Nach einem kurzen Check der Lage (Muttermund bei mittlerweile 3-4 cm), wanderten wir in den Kreißsaal aus und die Narkoseärztin wurde geholt. Sie war jung, sehr nett und vor allem sehr kompetent. Nach einer kurzen örtlichen Betäubung (autsch!) legte sie in einer Wehenpause den Zugang. Ich musste den Rücken rund machen und dann saß sie auch schon und wirkte nach wenigen Minuten, zuerst nur einseitig, aber nach einer kurzen Korrektur gab sich auch das.

Ich war wie ausgewechselt. Auf einmal waren die Schmerzen weg, mir ging es großartig. Dafür gingen auf einmal wieder die Herztöne des Zwergs in den Keller. Auf einmal standen diverse Ärzte und Hebammen um mich herum und es wurde darüber debattiert, ob sie gleich einen Kaiserschnitt durchführen würden oder ob die normale Geburt eventuell doch noch zu retten wären. Ich sollte ganz tief in den Bauch atmen. Ich hab also geatmet, was das Zeug hielt, und wir hatten Erfolg! Die Herztöne gingen nach oben, die Gefahr war für's Erste gebannt, aber alle blieben nervös.
Dann entspannte sich die Situation. Ich merkte die Wehen nicht, das CTG zeichnete keine auf, ich lag auf dem Bett im Kreißsaal und entspannte mich und mein Freund saß im Relaxsessel und verschlief einen Großteil der Zeit. Gegen 20 Uhr war der Muttermund fast vollständig geöffnet, eine Stunde später dann ganz.

Weil die Herztöne wieder schlecht wurden, wurde zunächst eine Blutprobe aus dem Köpfchen genommen um zu schauen, wie's dem Baby denn ging. Erleichterung machte sich breit ... die Werte waren super, dem Kind ging es prima. Trotzdem durfte ich erst nach einer Stunde pressen; ganz schön schwierig bei dem Druck, den ich nach unten spürte, auch wenn das nicht wirklich schmerzhaft war.

Um kurz nach 22 Uhr ging es dann in die heiße Phase: ich durfte mitpressen und das tat ich dann auch. Micha half mir, hielt den Kopf und die Hand und feuerte mich an und obwohl ich zum Schluss hin kaum noch konnte und es so verdammt schmerzhaft war (die PDA bewirkte nur, dass ich die Kontraktionen der Gebärmutter nicht spürte, den Schmerz durch das Dehnen nahm sie mir aber nicht), kam schließlich um genau 22.30 Uhr unser Felix auf die Welt!

Sofort wurden seine Werte noch einmal kontrolliert und wieder wurde bestätigt: dem Zwerg ging es hervorragend. Micha wollte eigentlich die Nabelschnur durchschneiden, aber die Aufregung und das Blut war wohl zu viel für ihn: ihm wurde schlecht und er musste sich hinlegen.

Dann bekam ich den Zwerg auf den Arm. Sooooo süß! Blutverschhmiert, mit dunkelblonden Haaren und blauen Schlitzaugen beäugte er den Kreißsaal ...
Dann wurde nachgeschaut, ob/in wie weit ich denn gerissen war ... der Damm war intakt, aber leider war die linke Schamlippe böse gerissen uns musste genäht werden.

Nach dem Messen wurde dann auch klar, dass die Schätzung nicht allzu übel war.

Felix
29.10.2009
22.30 Uhr

53 cm
4040 g
36 cm Kopfumfang



Sweety

Lenii, superschön und anschaulich geschildert. Du hast uns so gut wie möglich mit reingenommen.

Danke dafür.

Und euer kleiner Mann ist soo putzig!

Viel viel Glück euch dreien  :)

Cecalein

Der Kleiner ist soooooooooooo süß - wirklich und irgendwie erinnert mich eure Entbindung stark an die meine mit Yanic, nur das es bei uns im OP endete.

Herzlichen Glückwunsch nochmal!  :-*

Anna-Lucia

Herzlichen Glückwunsch zu deinem Felix.  :-* Hab sogar paar Tränen in den Augen....liegt wohl am gleichen Namen unserer beiden Söhnen.  ;D



Co-Co

Oh, das war wirklich knapp! Schön, dass es bei Dir ohne KS geklappt hat und Danke für den tollen Bericht!
Und auch hier noch einmal: Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Felix und eine wunderschöne Kennenlernzeit! Der Kleine ist wirklich supersüß!!!




LunasMama

Ein wunderschöner Bericht! Und schön, dass es noch ene natürliche Geburt wurde!