Mein Krümel - endlich finde ich die Worte...

Begonnen von niisuu, 18. Mai 2011, 20:57:43

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niisuu

Ich sollte am Anfang beginnen. Es juckt mich seit gestern, dies hier niederzuschreiben und die Vorgeschichte muss erzählt werden, damit man den Text versteht.
Auch, wenn es die Kurzform ist.

Es war die schlimmste Zeit meines Lebens, alles brach über mir zusammen.
Mein damaliger Freund, mit dem ich offiziell ein Kind plante, ging von einen Tag auf den Nächsten zu seiner Arbeitskollegin.
Es gab keinerlei Vorzeichen, nichts.
Es war noch ein ziemliches Hin und Her, bis es defintiv vorbei war.
Und ich war einfach am Ende.
Die ersten 6 Tage schlief ich nicht und essen konnte ich auch nicht.
Das endete im Zusammenbruch...
Danach wurde es auch nicht besser, ich trank und schnitt mich, fiel in sehr alte Verhaltensmuster zurück, es war einfach meine persönliche Hölle.
Und ich merkte gar nicht, dass ich schwanger war.
Doch bei unserem letzten Mal, wo wir sogar verhütet hatten, da hatte es dann doch geklappt.
Mehr aus Jux machte ich dann den Test, als ich schon in der 8. Woche war und fiel aus allen Wolken.
Ich hörte natürlich mit meinem selbstzerstörerischen Verhalten auf, obwohl es mir nicht wirklich besser ging.
Ich tat es meinem Krümel zuliebe.
Er hatte sich so wunderbar festgebissen, ein Kampfkrümel, jetzt durfte ich nicht aufgeben und musste mich wieder auf die Reihe bekommen.
Es wurde langsam, aber stetig besser.
Und dann hatte ich am 04.01.2010 die Fehlgeburt.
Ich war arbeiten und hatte morgens schon einen Hauch rosa beim abwischen, doch dachte mir nichts dabei...
Auf Arbeit wurde es dann mehr und ich bekam Unterleibsschmerzen.
Meine Chefin wusste nichts davon und erst, als ich richtig zu bluten begann, ging ich zu ihr, schilderte ihr die Lage und ging dann schnurstracks ins Krankenhaus.
Wusste aber sofort, ich habe den Krümel verloren, es war nichts zu retten.
Das wurde mir dann dort auch bestätigt und am liebsten wollte man sofort eine Ausschabung machen.
Ich wollte die aber erst am nächsten Morgen, da ich nicht nüchtern für die OP war und auch Zeit brauchte, das alles zu verdauen.
Abends zuhause, verlor ich den Krümel dann noch.
Und war froh darüber, denn ich wollte nicht, dass er aus mir 'herausgelöffelt' wird.
So konnte ich mich verabschieden...
Ich habe von damals nichts, ausser ein Foto von einem der Tests und meine Erinnerungen.
Und habe auch nie viel darüber geredet oder geschrieben.
Anfangs ging es mir richtig gut, ich war der Meinung, dass es besser so war, das Kind vllt krank war und die Situation war auch alles andere als einfach.
Doch je mehr Zeit vergeht, umso mehr vermisse ich ihn und gerade jetzt, denke ich fast jeden Tag an ihn.
Es schmerzt natürlich noch, doch Liebe ist mit dabei, ganz viel.

Dieser Krümel kam, damit ich mich fing.
Damit ich aufhöre, vor mich hinzuvegetieren und um mir den Weg dort raus zu zeigen.
Dank ihm ist mein Leben nun besser als je zuvor, ohne ihn hätte ich sicher nicht mit dem Trinken und allem aufgehört, und wenn sicher nicht so schnell.
Er war nie dafür bestimmt, bis zum Schluss zu bleiben.
Aber er hat nun ein Geschwisterchen geschickt, auf das er aufpasst von Herzen.
Und ich bin ihm für alles unendlich dankbar.
Ich fühlte mich lange schuldig, für alle Gedanken von damals, doch nun...habe ich endlich um ihn geweint, wenn es mich überkommt tue ich es.
Er bleibt unvergessen und auch das Baby wird später von ihm erfahren, so wie es seine große Schwester nun vor ein paar Monaten erfahren hat.
Er wird immer mein Kind bleiben und ich weiß, er passt von dort, wo er ist auf uns auf.
Und ich hoffe, er weiß, wie sehr seine Mami ihn liebt.
Und der nun folgende Text zeigt all das aus seiner Sicht.
Ich möchte so gerne an all das glauben.


"Ich renne rückwärts durch den Regen,
suche nach einer Möglichkeit des Unterschlupfs.
Ich habe sie endlich gefunden und bin nun endlich bei ihr.
Ich flüstere "Bist du okay?"
Und sie nickt mit viel Gefühl.
Doch ich sehe den Schmerz und kann gar nicht beschreiben wie sehr ich...

Ich bin vollkommen gefesselt von deinem Anblick heut Nacht.
Und ich sehe, in was du dich verstrickt hast.
Darum werde ich nie die magische Linie überqueren,
nein, ich werde dich nicht belügen.
Ich wurde für die Rettung gesandt.

Sie konnte ihn nicht durchschauen, als sie das Verlangen überkam.
Mit einem schnellen und einfachen Gebet weinte sie, "Gott, bring das zu Ende.
Ich ertrage das nicht mehr und ich weiß, das worauf ich warte
ist soviel größer, soviel besser.
Hilf mir hier raus, bitte bring mich von hier weg."
Darum bin ich nun hier,
stoße durch jede Tür.
Rufe deinen Namen,
will den Schmerz von dir nehmen.
Du weißt, ich bin bei dir, wie ich es immer war.
Deinen Namen schreiend, auf die Veränderung wartend.

Ich bin vollkommen gefesselt von deinem Anblick heut Nacht.
Und ich sehe, in was du dich verrannt hast.
Darum werde ich nie die magische Linie überqueren,
nein, ich werde dich nie belügen.
Ich wurde für die Rettung gesandt.

Lass deinen Balast bei mir, schwach und ermüdet.
Ich werde dich Nachhaus bringen."


Ich bin dankbar für das ganze Forum und vorallem, für dieses Unterforum.
Oft habe ich nachgedacht, wie ich meine Gedanken rauslassen soll, doch es ging nie.
Vielleicht wollte ich es zu sehr, nun kommt es vom Herzen direkt durch die Finger.
Und da ist noch soviel, was ich meinem Krümel sagen möchte und kann dies nun hier endlich tun.
Danke dafür!
3 * (01/10 & 11/13)






♥ღ αη∂ι77 ღ♥

Oh niisuu,

so eine traurige Geschichte  :'( :'( :'( :'( :'( :'(

kann gar nix dazu sagen, mir fehlen die Worte und die Tränen laufen  :'( :'( :'( :'(


s-hug s-hug s-hug s-hug s-hug s-hug s-hug s-hug s-hug

Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise,
wie einem Vogel, die Hand hinhalten!

Hilde Domin

niisuu

andi nicht weinen  :-X ich wollte hiermit keinerlei tränen oder ähnliches herbeiführen, nur endlich die gedanken mal festhalten.
hab deine geschichte auch teils mit verfolgt vor nem jahr, und ich glaube mein schmerz, ist nichts gegen deinen.
ich weiß ya, warum mein krümel kam und wieder ging. und dass er auf uns alle aufpasst.

s-hug
3 * (01/10 & 11/13)






♥ღ αη∂ι77 ღ♥

niisuu, und trotzdem ist´s sehr sehr traurig  s-hug s-hug

ich bin auch sehr sehr froh, daß ich dieses Forum hier gefunden habe, ihr seid einfach alle toll. Mann kann mit euch alles reden, heulen, freuen - ihr seid immer für einen da !!!

Danke dafür mal an dieser Stelle  :-*
Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise,
wie einem Vogel, die Hand hinhalten!

Hilde Domin

Mondlaus

Das ist wirklich sehr traurig und ergreifend :'( :'( :'( Und irgendwie doch ermutigend, weil es für dich ja letztlich ein "Happy End" gibt, wie man von deinem Ticker lesen kann. Nichts passiert ohne Grund...

und das mit dem, dass von den Kleinen nichts übrig bleibt, außer ein positiver Test vielleicht, das kenne ich leider auch. Es hilft, wenn du dir vielleicht einen kleinen Altar und eine Erinnerungsecke zu Hause einrichtest.

Dropsknopf



Unser 6.Jahr!


Lillida

Schön dass du endlich einmal ausdrücken konntest, was du schon so lange in dir trägst. ich glaube das ist ein wichtiger Schritt, dieses sortieren der Gedanken und Gefühle und sie auch benennen zu können.

Eine sehr traurige und bewegende Geschichte. :'( :'(


Ich drück dich!

niisuu

danke an euch alle.
genau das meine ich, dieses forum ist das tollste, was ich je im web gefunden habe! und das nur, wegen so tollen personen wie ihr es seid. s-hug
3 * (01/10 & 11/13)