Der Geburtsvorbereitungskurs
Die meisten Schwangeren kennen die Vorfreude auf den nächsten Vorsorgetermin: Das Baby hören, vielleicht sogar sehen … wissen, dass alles in Ordnung ist.
Je weiter die Schwangerschaft allerdings voranschreitet, desto näher rückt die Geburt – ein Ereignis, das ambivalenter nicht sein könnte. Auf der einen Seite steht die unendlich große Vorfreude darauf, das Baby endlich in den Armen halten zu dürfen. Auf der anderen Seite aber auch das Wissen um den Weg dorthin. Ein Weg, der vielen Frauen Angst macht.
Aber hilft mir da wirklich ein Geburtsvorbereitungskurs?
Lerne ich dort, was wirklich auf mich zukommt und wie ich es mir leichter machen kann?
Muss ich dort wirklich mit anderen Schwangeren im Chor hecheln?
Ja, ja und wahrscheinlich ja.
Wann, wo und wie oft?
Abhängig vom Wohnort und dem bestehenden Angebot kann man zwischen verschiedenen Varianten wählen: Der reguläre und am häufigsten angebotene Geburtsvorbereitungskurs findet ein Mal wöchentlich statt und umfasst insgesamt 14 Stunden. An einem Termin werden die Partner eingeladen, an den restlichen Terminen sind die Schwangeren unter sich. Alternativ können allerdings auch Intensivkurse besucht werden. Diese starten in der Regel Freitag Abend (oftmals nur die Schwangeren) und erstrecken sich über den gesamten Samstag und Sonntag (manchmal mit Partner).
Die meisten Vorbereitungskurse werden von Hebammen angeboten. Sie finden in Hebammenpraxen, Krankenhäusern und von der Hebamme angemieteten Räumen statt. Die Kosten für die Schwangere übernimmt die Krankenkasse, Partner müssen ihre Teilnahme selbst bezahlen.
So wie bei der Hebammensuche ist es auch hier sinnvoll, sich früh für einen Kurs anzumelden, da auch hier die Plätze sehr begrenzt sind. Wessen betreuende Hebamme selbst keinen Kurs anbietet, kann sich an andere Hebammen, Krankenhäuser, Volkshochschulen oder Kirchen wenden.
Es ist sinnvoll, den Kurs zwischen der 25. und der 30. Schwangerschaftswoche zu beginnen.
Inhalte
Thematisch beschäftigen sich die meisten Geburtsvorbereitungskurse mit vergleichbaren Inhalten, jedoch legt jede Hebamme eigene Schwerpunkte:
Das dritte Trimester
Ein wichtiges Thema in jedem Geburtsvorbereitungskurs ist das letzte Drittel der Schwangerschaft. Die meisten Frauen haben zu diesem Zeitpunkt einen recht großen Bauch, der einige Schwierigkeiten und kleine bis nicht ganz so kleine Wehwehchen verursacht. Die Hebamme zeigt beispielsweise wie Rückenschmerzen durch verschiedene Übungen, Lagerung mit einem Stillkissen oder Entspannungsmethoden gelindert werden können und erklärt, welche Medikamente ohne Gefahr zur Schmerzlinderung eingesetzt werden dürfen.
Die werdenden Mütter erhalten Tipps zur guten Ernährung während der letzten Wochen der Schwangerschaft, anstehenden Untersuchungen, zu einer sinnvollen und tatsächlich notwendigen Erstausstattung, zu den Inhalten einer Kliniktasche und ab wann diese bereitstehen sollte und einen kurzen Überblick über formale Angelegenheiten, die vor der Geburt erledigt oder zumindest vorbereitet werden können (z.B. Elterngeldantrag).
Ebenso wichtig ist der Austausch zwischen den Schwangeren und der gemeinsame Abbau von Ängsten.
Manche Hebammen beenden ihre Stunden mit kräftigenden Übungen, die den Körper der Schwangeren für die letzten Wochen und die Geburt fit macht und Entspannungsübungen, die helfen zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken für das was noch kommt.
Die Geburt
Den wohl größten Teil des Geburtsvorbereitungskurses nehmen die Gespräche über die tatsächliche Geburt ein. Die Hebamme beantwortet hier die brennendsten Fragen der Frauen: Wann geht es los, woran merke ich das und wann muss ich ins Krankenhaus?
Die Hebamme beschreibt die Anzeichen einer bevorstehenden Geburt, erklärt wie man den tatsächlichen Geburtsbeginn von einem Fehlalarm unterscheiden kann und wie man diesen bei einer voll ausgetragenen Schwangerschaft ein wenig beschleunigen kann.
Sie zeigt den anatomischen Weg des Babys hinaus in die Welt, definiert die unterschiedlichen Phasen der Geburt und wie man diese durch Körperhaltungen, Atmung und Entspannungstechniken erleichtern kann. Praktische Übungen helfen hier das Erlernte zu verinnerlichen und sich im Ernstfall daran zu erinnern. Auch die verschiedenen Methoden zur Schmerzlinderung und ihre Vor- und Nachteile werden besprochen, sowie die Möglichkeiten Geburtsverletzungen zu vermeiden. Mehrfachmütter erzählen von ihren vorherigen Geburten und den Neumüttern wird viel Zeit für alle Fragen gegeben.
Das Wochenbett
Auch die Zeit nach der Geburt spielt eine wichtige Rolle im Geburtsvorbereitungskurs. Nicht alle Frauen haben das Glück eine Hebamme zu finden, die sie im Wochenbett zu Hause besucht. Anhand einer Puppe wird erklärt, wie man einen Säugling badet, wickelt, anzieht, hält, tröstet und stillt. Die Hebamme beschreibt, wie man die Brust auf das Stillen vorbereiten kann, wie man den Milcheinschuss nach der Geburt anregt, wie man seine Milchmenge regulieren und auf Schwierigkeiten reagieren kann. Sie gibt Tipps zu einer guten Schlafumgebung für das Baby, dem Abwehren neugieriger Besucher und dem allgemeinen Familienalltag in den ersten Wochen.
Sie erklärt den werdenden Müttern den richtigen Umgang mit dem Wochenfluss, eventuellen Geburtsverletzungen und stärkt ihr Vertrauen in ihre Kompetenz als Mütter.
Der Partnerabend
Klassischerweise dürfen an einem Termin des Kurses die Partner der werdenden Mütter mitgebracht werden und diese können alle eventuell vorhandenen Fragen stellen. Sie erfahren, wie sie ihren Frauen die Zeit vor, während und auch nach der Geburt erleichtern können. Viele Hebammen geben an diesem Abend noch einmal eine kurze Zusammenfassung des restlichen Kurses, um die Partner zu informieren und um den Schwangeren das Wichtigste wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Im praktischen Teil lernen die Partner Massagetechniken kennen, wie sie der Schwangeren die letzten Wochen und die Geburt erleichtern können und Geburtspositionen, bei denen sie ihrer Frau assistieren können.
Die Hebammen bestärken die Partner darin, sich auf ihre Frauen zu verlassen, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sich für sie stark zu machen, wenn diese es gerade selbst nicht können.
Muss das denn sein?
Ein Geburtsvorbereitungskurs ist freiwillig. Keiner zwingt die werdenden Mütter und Väter zur Teilnahme und der absolvierte Kurs ist keine Voraussetzung für eine Wochenbettbetreuung.
Dennoch ist eine Teilnahme in meinen Augen in jedem Fall sinnvoll, auch wenn es sich nicht um die erste Geburt einer Frau handelt.
So wie sich jede Schwangerschaft unterscheidet, so tut es auch jede Geburt. Ein Geburtsvorbereitungskurs bietet jeder Frau die Möglichkeit, intensiv Zeit für sich und mit dem Baby im Bauch zu verbringen. Zu wissen, was auf einen zukommt und bestärkt und voller Vertrauen in die eigene Geburtsfähigkeit zu sein, erleichtert eine Geburt in jedem Fall.
Als ich mich zu meinem Geburtsvorbereitungskurs angemeldet und auf die erste Stunde gewartet habe, war mir die Vorstellung Atem- oder Partnerübungen mit fremden Frauen durchzuführen sehr unangenehm. Im Endeffekt bereue ich es aber nun kein bisschen: Da alle Frauen mitmachten, sich genau so fühlten wie ich und das selbe Ziel vor Augen hatten, war es kein bisschen peinlich. Unter der Geburt sind mir immer wieder Erinnerungen ins Gedächtnis gekommen, welche mir große Erleichterung verschafft haben und ich konnte meine Geburt insgesamt als sehr selbstbestimmt erleben. Etwas, das ich ohne den Kurs bestimmt nicht geschafft hätte.
Darüber hinaus habe ich dort zwei sehr liebe Mütter kennengelernt und unsere Töchter spielen jetzt seit bald zwei Jahren regelmäßig miteinander.
Wer dennoch der Meinung ist, keinen klassischen Geburtsvorbereitungskurs besuchen zu müssen oder zu wollen, der kann alternativ auch einen Yogakurs, Entspannungskurs, oder Sportkurs für Schwangere besuchen. Auch das ist eine Form der Geburtsvorbereitung, die einer werdenden Mutter zu Gute kommt.