Medizinischer Ratgeber > Unwohlsein in der Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft ist normalerweise ein Quell der Freude und des Glückes – das sollten wir zumindest annehmen, wenn wir abends mal auf einem Privat-Sender Werbung für Babyprodukte sehen… Für viele Frauen kommt diese kitschige Variante des vor-familiären Glücks der Wahrheit sogar recht nahe. Ein paar andere erleben zumindest phasenweise eine Zeit, die geringfügig von diesem Idealbild abweicht. Ein durch die Yellow-Press bekannt gewordener und vielfach ausgiebig ausgeschlachteter Fall war die britische Prinzessin Kate, die sich laut genannter Presse-Zunft wohl zeitweise nur durch künstliche Flüssigkeitsaufnahme über Wasser halten konnte, da der Körper an sich rebellierte und auf unterschiedlichsten natürlichen Wegen die Flüssigkeit wieder preisgab.
Bei vielen Frauen (zwischen 50% und 80%) ist dieses Phänomen in dem ersten Drittel der Schwangerschaft in leichter Form als Morgen-Übelkeit bekannt. Der allmorgendliche Gang (meist als Sprint ausgelegt) ins Bad endet hier oft durch ein geräuschvolles Wiedergeben dessen, was sich über Nacht noch an Flüssigkeit in der Magengegend befunden hat.
Wie kommt es aber nun zu solch unschönen Nebenerscheinungen in dieser sonst doch wirklich wunderschönen Zeit?
Um es klar zu sagen: ganz sicher ist sich selbst die Medizin bis heute nicht und wissenschaftlich nachgewiesene Ursachen sind nicht verfügbar. Die gegenwärtig häufig vertretene Meinung ist jedoch die, dass eben bei einigen Prozent der Schwangeren eine Unverträglichkeit der durch die Schwangerschaft selbst hervorgerufenen Hormone vorliegt.
Das humane Choriongonadotropin – (weil für normale Menschen vollkommen unaussprechlich) besser bekannt als "hCG" – wird schon wenige Tage nach der tatsächlichen Befruchtung im Körper produziert. (Daher basieren auch fast alle Schwangerschafts-Tests nach diesem Prinzip – der hCG Wert wird im Urin gemessen – und je nach Quantität dieses Hormons wird eine Schwangerschaft nachgewiesen oder nicht.) An dieses hCG muss sich der Körper nun möglichst schnell gewöhnen. Um es den Schwangeren dabei nicht zu einfach zu machen VERDOPPELT sich die Konzentration dieses Hormones im Blut jeden 2. Tag. Sprich – wirklich viel Zeit bleibt dem Körper nicht sich an die jeweilige Menge zu gewöhnen, da sie immer weiter ansteigt. Was für die werdenden Mütter zur echten Belastungsprobe wird ist für die frühe Entwicklung des Embryos übrigens sehr wichtig.
Die gute Nachricht: Zwischen der 10. und 12. Schwangerschafts-Woche ist das absolute Maximum an hCG Werten im Blut der Schwangeren erreicht und ab dann geht es meist spürbar bergab, was für das Wohlbefinden der werdenden Mutter eher als "bergauf" zu empfinden ist. Die Übelkeit sollte also in der Theorie spätestens ab dem dritten Monat weichen.
Während dieser ersten drei Monate lässt sich das Unwohlsein nicht allgemein auf den Morgen einschränken. Manche Frauen erleben den Abend als besonders unangenehm, manche die Nacht. Wann und wie genau die Symptome auftreten ist von Schwangerer zu Schwangerer individuell unterschiedlich.
Was helfen kann, ist fettarmes Essen sowie viele kleine Mahlzeiten. Ein warmer Tee wird meist als angenehm empfunden (Ingwer-Tee soll hier die beste Wirkung entfalten). Suppen (wie Nudelsuppe oder Hühnchen-Suppe) können ebenfalls helfen, sowie wenig bis gar nicht gewürztes - aber gut gekochtes - Gemüse.
Ein Zwieback oder neutrale Cracker können ebenso kurzfristig helfen.
Kaffee oder säurehaltige Nahrungsmittel sowie fetthaltige Nahrungsmittel und ähnliches sind sinnvollerweise zu meiden.
Leider läuft genau das bei vielen Schwangeren genau entgegen der eigenen Vorstellung zu dem, auf was man gerade eigentlich so Lust hätte… Viele Frauen beschreiben spontane Hungerattacken auf Burger, Döner und andere Leckereien, um die man bisher immer mit gerümpfter Nase einen Bogen machte. Aus gesundheitlicher Sicht sollte man dies bei einer vorhandenen Schwangerschafts-Übelkeit aber auch weiterhin tun.
Manche Frauen schwören auf alternative Methoden wie z.B. die Akkupunktur (oder auch Akkupressur) mit deren Hilfe laut Betroffenen ebenfalls die Symptome gelindert werden können.
Neben der beschriebenen Übelkeit können auch weitere körperliche Beeinträchtigungen auftreten. Neben ständigem Aufstoßen können auch audiophile Töne aus den tiefergelegenen Zonen (nennen wir es beim Wort - "Pupsen"…) vermehrt in akustische und sensorische Erscheinung treten.
All dies ist für die Betroffenen wirklich unangenehm und kann einem die Freude des Schwangerseins und die Vorfreude auf das Bevorstehende ein wenig eintrüben. Es hilft aber sich vor Augen zu halten, dass es ab dem 2. Schwangerschafts-Drittel in den meisten Fällen zu einer deutlichen Besserung kommt.
Sollten die morgendlichen Sprint-Einlagen zum Bad nicht besser werden oder die Symptome gar über das 1. Drittel hinausgehen, wäre es dringend ratsam genauer nachprüfen zu lassen, wie es um Ihren Allgemein-Zustand bestellt ist. Zu viel Flüssigkeitsverlust führt schnell zu Mangelerscheinungen und ist für Sie und das Ungeborene schädlich. Eine solche dauerhafte, schwerere Form der Schwangerschafts-Übelkeit betrifft in etwa jede 100. Schwangere. Diese muss auf jeden Fall auch ärztlich / klinisch betreut werden. Unter dem unaussprechlichen Namen "Hyperemesis gravidarum" bekannt, kann hier medikamentös eine vielversprechende Hilfe greifen. Bei anhaltendem Erbrechen muss aber evtl. während eines Klinik-Aufenthaltes intravenös Flüssigkeit zugegeben werden.
Denken wir nochmal an die Kollegen der Yellow-Press. Auch wenn es bei der lieben Kate nach mega-spannendem Infotainment klang, dass wir bis dahin so ja noch gar nie gehört hatten, so war es letztlich eben kein königliches Gehabe oder ein besonderer Fall – sondern ein vollkommen normaler Vorgang, den viele normale Schwangere ebenso kennenlernen mussten.