Die neun Monate aus der Sicht eines Mannes

Dieser subjektive Bericht spiegelt die Gefühlswelt eines einzigen Mannes wieder und ist daher nicht ohne Bedenken auf alle anderen werdenden Väter zu übertragen.
Alle Personen und Objekte in diesem Schwangerschaftstagebuch sind rein fiktiv und jede Ähnlichkeit mit lebenden und verstorbenen Betroffenen sind rein zufällig...

1. Monat Ihr Leben läuft in geordneten Bahnen (denn sie ahnen ja nicht was demnächst passieren wird): Sie gehen abends mit Ihren Freunden was trinken, verbringen die Nächte in Discos und planen Ihre nächsten Urlaube mit dem Zelt auf dem Rücken. - Kurz gesagt: Sie stehen mitten im Leben!
2. Monat Eine böse und grausame Vorahnung könnte in diesen Tagen Unwohlsein bei Ihnen hervorrufen. Doch so schlimm diese Befürchtung auch sein mag, die Realität ist noch viel Grausamer! Wenn in diesen Tagen das Telefon klingelt, und Ihre Frau/Freundin sagt, sie beide hätten etwas seeeehhhr wichtiges zu besprechen, sollten Ihre Alarmglocken sturm läuten!!! Naja irgendwie werden sie es ja auf jeden Fall erfahren, und sie werden sich auch bald damit abgefunden haben Ihr ganzes zukünftiges Leben lang Windeln zu wechseln und Babybrei zu kochen anstatt Ihre Karriere voranzutreiben. Doch so wunderbar das alles klingen mag, in den nächsten Wochen fragt man sich dann doch das ein oder andere Mal "Wieso, weshalb, warum?"
3. Monat Dies ist die Zeit in der sie das erste Mal fröhlich und lachend über das kommende Ereignis sprechen ohne dabei zu denken, daß das Ganze ja eigentlich ein riesengroßer Mist ist. Am Ende des dritten Monats sind Sie sogar schon so weit, daß sie sich damit anfreunden könnten einen Sohn (!!!) zu bekommen.
4. Monat Ihre Frau/Freundin ist anstrengend! Was sollen diese andauernden Gefühlsausbrüche??? Ist ein H&M-Schaufenster wirklich so mitreißend, daß man sich daneben stellt und heult? Und ganz im Gegensatz dazu: Wieso ist Ihre Frau auf einmal so hemmungslos?
Ab und zu drängt sich nun auch mal der Gedanke auf, was wäre wenn der Embryo ein Mädchen... - ach nein, verdrängen wir diesen Gedanken.
5. Monat So langsam fängt Ihre Frau zu wachsen an. Was für Sie als werdender Papi ein interessantes Naturschauspiel ist, sorgt bei Ihrer Frau zuerst mal sicherlich für weniger Heiterkeit. (Werde ich je' wieder meine Taille zurückbekommen? Hoffentlich bekomme ich keine Schwangerschaftsstreifen!) Solche Problem-Fragen werden Sie sicherlich des öfteren zu hören kriegen, wenn es sie ganz hart erwischt und nach ihrer eigenen Meinung (in puncto "körperliche Veränderungen") gefragt wird, hüten Sie sich davor bloß nicht etwas falsches zu sagen! Als das Gebot "Du sollst nicht lügen" aufgestellt wurde war sicherlich keine schwangere Frau anwesend. Sonst hätte es nämlich bestimmt einen Zusatz-Paragraphen gegeben...
Abgesehen von diesen Problemen - kann es inzwischen sein das sie sich tatsächlich darauf freuen Vater zu werden?!!!
6. Monat Ihre Frau hat nun sämtliche Schwangerenlektüren gelesen und konnte sie letztendlich auch davon überzeugen einmal hineinzuschauen. Das läßt sie nun die Schwangerschaft von einem ganz anderen Blickwinkel her betrachten und sie entwickeln sich schon lange vor der Geburt zu einem Kenner der Windel-Szene. Aber Achtung: Ihre Freunde (die, mit denen sie während des 1. Monats in den Kneipen saßen - ach ja wie die Zeit vergeht) finden Ihre Geschichten über Höschen-Windeln mit Seitenauslaufschutz nicht halb so interessant wie sie denken. Apropos Freunde: Ihr gesamter Freundes -und Familienkreis wird Ihnen in dieser Zeit gutgemeinte Ratschläge geben. Sagen Sie ihnen ruhig die Wahrheit: nämlich das es nervt!.
Aber alles in Allem stören Sie sich kaum an solchen Nebensächlichkeiten sondern haben zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich Ihre Lebensfreude wiedergewonnen. Der Grund dafür ist, daß sie das erste Mal durch den Bauch Ihrer Frau von Ihrem Kind getreten wurden.
7. Monat Ihre Frau (sonst sehr gesundheitsbewußt) beschwört Sie nachts um 00:00 Uhr zusammen in die nächste Stadt zu fahren um einen saftigen Burger (den dicken mit viel Fleisch) zu essen. Abgesehen von solch kleinen Aussetzern und dem rundlichen Aussehen Ihrer Frau könnte man meinen das sich der alte Normal-Zustand wieder eingestellt hat. Wenn sie in dieser Zeit jedoch in einem der umliegenden Krankenhäuser eine Kreissaalführung mitmachen, werden sie sich inmitten der unzähligen keuchenden und schnaubenden Schlachtschiffe wieder Ihrer prekären Lage bewußt. - Wahrscheinlich stören Sie sich nun aber nicht mehr daran.
8. Monat Sie reden den Bauch Ihrer Frau mit Namen an. Das tun sie aber nur wenn Ihnen dabei niemand zusieht - und das ist schwierig, da ihre Frau die meiste Zeit ebenfalls im Raume ist. Sie absolvieren den Geburtsvorbereitungskurs (den einen obligatorischen Abend) und fühlen sich bestens gewappnet für die bevorstehende Geburt! (Aber nicht vergessen: Die mit dem dicken Bauch muß letztendlich die Hauptarbeit leisten. [Ich schreibe das jetzt nur weil ich Ihnen unnötigen Ärger ersparen will] )
9. Monat Die Wehen setzen ein und alles läuft anders als geplant. Sie bekommen eine Tochter und freuen sich wie ein Schneekönig. (Natürlich behaupten sie, daß sie schon immer geahnt hätten das es ein Mädchen wird).
Das debile Lächeln wird in den nächsten Tagen sehr selten aus Ihrem Gesicht verschwinden (was mitunter zu peinlichen Situationen führen kann - woran sie sich jedoch nicht stören werden). - Kurz gesagt: Sie stehen mit Ihrer kleinen Familie mitten im Leben!