Die neun Monate aus Sicht einer Frau

Dieses Schwangerschaftstagebuch ist aus der Sicht einer Schwangeren, die versucht den Mythos "Schwangerschaft" ein wenig realistischer zu durchleuchten. Die Erlebnisse sind subjektiv geschildert.

1. - 3. Monat Wenn "frau" irgendwie immer müde, schlapp ziemlich relaxt und dennoch emotional leicht erregbar ist, könnte es sein, dass sie schwanger ist. Wenn die Schwangerschaft erwünscht ist, wird sie bestimmt solche und andere, vor allem Übelkeit oder Migräne sehr bald als Nebenwirkungen registrieren und "es" wissen. Denkt aber frau gar nicht dran Nachwuchs zu produzieren wird sie solche Anzeichen erst sehr spät und/oder erst im nachhinein feststellen. Jetzt heißt es vor allem sich mit der neuen Situation zurechtfinden, Entscheidungen zu treffen und diese Empfängnis vielleicht auch als Glück-empfangen zu sehen. Wenn die familiäre/soziale und finanzielle Situation erst einmal einem Berg von Problemen gleicht und die Freude über dieses Wunder nicht recht aufkommen will ist noch nicht aller Tage Abend. Denn die Hormonumstellung, die rapide körperliche und auch seelische Veränderungen mit sich bringt, braucht einfach Zeit, die sich die werdende Mutter wirklich geben sollte.
4. Monat Eine werdende Mutti kann jetzt sehr oft (1-2x wöchentlich) unter Migräne leiden, wobei sie aber davon ausgehen kann, dass sich das mit der Hormonumstellung in der Mitte der Schwangerschaft wieder bessern wird (von wegen Migränepatienten wären in der Schwangerschaft beschwerdefrei und könnten sich freuen -> so steht es in sämtlichem Infomaterial für werdende Mütter). Schon jetzt nervt auch das häufige Wasserlassen, vor allem dann wenn schöne Träume dadurch unterbrochen werden. Vielleicht hilft es im dunkeln oder blind das Örtchen aufzusuchen, um so gleich wieder Anschluss an die Geschichte zu finden!
5. Monat Die Nächte werden jetzt weniger erholsam, aber dafür interessanter. Wie wär´s mit einem Imbiss um 3h? Der Nachwuchs im Bauch kennt noch keine Essenszeiten und holt sich dann was ihm fehlt. Der Appetit auf bestimmte Nahrungsmittel verrät es Ihnen. Es kann auch vorkommen, dass die Schwangere in der Nacht am liebsten ihr Sportprogramm absolvieren möchte, nämlich dann, wenn ihr ein fürchterliches Kribbeln in den Beinen zu schaffen macht. Dann sollte sie Ihren Mineralhaushalt überprüfen und vielleicht mehr Milch, Bananen, Vollkornprodukte usw. zu sich nehmen. Auch wenn´s schwer fällt an eine ausgewogene Ernährung zu denken, versuchen sollte es die zukünftige Mutter, denn das Baby kriegt nur das, was sie ihm gibt! Ein sehr schöner Nebeneffekt in der Mitte einer Schwangerschaft ist ein ständig latentes Verlangen nach Sex, verursacht durch die vermehrte Durchblutung der Schleimhaut und der Druck des wachsenden Baby´s nach unten. Der Partner wird sich vielleicht wundern, aber freuen. Genießen ist angesagt, denn später gibt´s bestimmt eine längere Sendepause! Endlich, ganz sachte wird sich jetzt das Baby bemerkbar machen. Ein leichtes Gurgeln vielleicht, was man mit Blähungen verwechseln könnte. Aber irgendwann ist man sich ganz sicher und erzählt es jedem der einem über den Weg läuft.
6. Monat Genießen sollte man die mittlere Phase der Schwangerschaft, frau steckt jetzt voller Energie und könnte Bäume ausreißen, was sie natürlich nicht wörtlich nehmen sollte.
7. Monat Spätestens jetzt haben Bauchschläfer schlechte Karten, ungewohnte Schlafpositionen müssen ausprobiert werden. Die wachsende Gebärmutter macht sich ab und zu mit einem Ziehen bemerkbar (Mutterbänder müssen Platz machen). Auch die Hüfte muss jetzt gebärfreudig werden, d.h. die werdende Mutter könnte manchmal unangenehm registrieren, dass Ihr Becken dehnbarer werden muss.
8. Monat Gönnen Sie sich öfter Ruhepausen und vermeiden Sie zu viel Stress, denn jetzt könnte zu viel davon vorzeitige Wehen auslösen. Erste Kontraktionen der Gebärmutter könnte eine Erstgebärende mit Wehen verwechseln, wenn sie unsicher ist, sollte sie es auf jeden Fall beim Arzt abklären. Das "Training" der Gebärmutter für die bevorstehende Geburt zeigt sich in unregelmäßigem "Hartwerden" des Bauches, was eigentlich auch schmerzfrei sein sollte.
9. Monat Selbst wenn Sie bisher ein sehr aktiver und flinker Mensch waren, vergessen Sie´s, denn jetzt beginnen die Elefantenmonate: träge und langsam. Immer öfter geht die Puste aus und Zehenschneiden wird schier unmöglich. Auch das romantische Bad mit Ihrem Partner macht nun keinen Spaß mehr. Ihr Kind protestiert von innen mit heftigen Tritten, wenn Sie eine rücken- und kindunfreundliche Haltung einnehmen, die beste Rückenschule die man sich denken kann.
10. Monat Der Endspurt macht nun wirklich keinen Spaß mehr, jede Bewegung gleicht einem Kraftakt wie Holzfällen, Abtrocknen und Eincremen könnten Sie schon fast einer Zofe überlassen. In jedem Fall wird Ihr Partner Ihnen jetzt beim Anziehen von Schnürschuhen helfen müssen, sie fühlen sich vielleicht auch etwas in Ihre Kindheit versetzt. Wenn Ihnen starkes Sodbrennen zu schaffen macht, nehmen Sie ruhig ein vom Arzt empfohlenes Präparat. Überhaupt sollten Sie spätestens jetzt jede Hilfe in Anspruch nehmen, die man Ihnen anbietet, sparen Sie Ihre Kraft für das was noch vor Ihnen liegt und denken Sie daran, lassen Sie die Angst vor der Geburt zu und sprechen Sie darüber. Sehen Sie die Geburt als Prüfung, die Sie in jedem Fall meistern werden und die sie stark für das weitere Leben machen wird.